Karman-Wohnmobil auf Basis MB 100

Unser erstes Alkoven-mobil auf Basis einer Glasfaserkonstruktion (Gfk) war ein Karman auf Basis eines MB-100 - ein wunder-schönes, schnittiges Wohnmobil in den Maßen (LxBxH: 5150x2240 x2560). Es bot - im Vergleich zu unserem VW-Bus - ungeheuer viel Stauraum und einen richtigen Wohn-raum. Im Vergleich dazu war der VW-Bus ein Schlafmobil oder 'auto-sleeper', wie die Engländer das in der Tat richtig bezeichneten. Zum ersten Mal hatten wir eine richtige Duschzelle inkl. Toilette und bedingt durch die geradwandige Bauweise boten auch die Hängeschränke ungeahnten Stauraum. Ein Heckgarage, die problemlos Camping-Stühle und -Tische, ja wenn notwendig sogar ganze Fahrräder verstaute, ergänzte das Stauraumwunder.

Dies war gleichzeitig aber auch sein großer Nachteil. Es war ein Wohnmobil, das viel zu schwer war und - trotz der relativ schnittigen Form - einen viel zu großen Windwiderstand aufwies für den kleinen 70 PS Dieselmotor des MB-100, sodass von zügiger Reisegeschwindigkeit auf der Autobahn keine Rede sein konnte. In eng bebauten Gebieten bildeten seine äußeren Dimensionen quasi die Obergrenze des Erträglichen und auf schmalen Dorfstraßen musste im doppelten Wortsinn gezielt gefahren werden. Anders als bei unserem VW-Bus waren einige Straßen (z.B. der Hardnott-Pass im Lake Distrikt/ England mit ca. 38% Steigung) wegen seiner geringen Motorisierung nicht länger befahrbar, was uns für spätere Wohnmobilplanungen auch sehr zu denken gab. Wohnmobile unter 100 PS, so schien es uns, waren im Grunde genommen nicht fernreisetauglich.

Auch sein Frontantrieb hatte Stärken und Schwächen. Bei normalen Straßenfahrten sorgte der Vorderachsantrieb vor allem bei kurvigen Straßen (z.B. Serpentinen) für eine hervorragende Straßenführung. Auch im Gelände zog er sich oft an seinen eigenen Haaren aus dem Dreck, weil Antrieb und Lenkung auf einer Achse lagen und so die Lenkbewegungen in Richtung eines bestmöglichen Freifahrens gesteuert werden konnten. Was hier sein Vorteil war gegen über Hecktrieblern, war gleichzeitig auch sein Nachteil am Berg, wo das meiste Gewicht auf der Hinterachse lag. Bei losen Untergrund drehten die Antriebsreifen ganz schnell leer durch und die Vorwärts-bewegung war abrupt zu Ende.

Der Alkoven war angenehm geformt und hatte durchaus liegefreundliche Dimensionen (ca. 2100x1500). Durch die beiden Seitenfenster war ein nächtlicher Durchzug möglich, aber eine gemütlich zu genießende Außensicht boten sie wegen ihrer Kopflage und kleinen Dimensionen nicht. Freilich, der nächtliche Überstieg des 'Außenschläfers', also desjenigen, der hinten schlief, machte nächtliche Toilettengänge zu nervigen Vollwachmomenten für beide Schläfer. Dafür konnte der Alkoven tagsüber als Ablageraum für jede Art von Gerempel (Anoraks, Sporthosen, Schlafsäcke usw.) verwendet werden, wodurch man sich das Aufräumen und - im Vergleich zum VW-Bus - vor allem das tägliche Bettenmachen ersparte. Ein auf Dauer nicht hoch genug zu schätzender Vorteil.

Ein Nachteil des Alkovens ist dabei sicherlich die geringe Sitzhöhe. Man konnte sich nicht im Sitzen aufrichten, sondern jede Bewegung - auch die des Aufstehens - musste in kriechender Haltung erfolgen, weswegen wir für unser nächstes Mobil auf alle Fälle eine höhere Schlafstätte wollte. Aber auch die vielen anderen Erfahrungen (von der Motorisierung über das Fahrgestell bis hin zur Aufteilung des Wohnraums) sollten unsere weiteren Wohnmobilplanungen bis heute nachhaltig beeinflussen.